1765

Im kleinen Haymarket wurden u.a. Sinfonien Wolfgangs aufgeführt. Die Mozarts reisten über Dünkirchen, Bergues, Lille, Gent, Antwerpen und Rotterdam nach Den Haag, wo Nannerl so schwer an Typhus erkrankte, daß sie bereits die Sterbesakramente erhielt. Während Nannerl wieder der Gensung zustrebte, erkrankte Wolfgang und lag "8 Täge ohne ein Wort zu sprechen" und ist dabei so abgemagert, daß er "nichts als seine zarte Haut und kleine Gebeine mehr an sich hat".

1766

In Den Haag gab es ein Konzert während der Festlichkeiten anläßlich der Installation des Prinzen Wilhelm V. von Oranien. Ihm wurde Leopolds "Violinschule" in holl. übersetzung überreicht. Für die Installation komponierte Wolfgang ein als "Galimathias musicum" bezeichnetes Quodlibet (KV 32), dessen Schlußfuge das niederl. Lied "Willem van Nassau" als Thema verwendet. Von Den Haag reisten die Mozarts nach Amsterdam, Utrecht und Haarlem und dann nach Brüssel. über Cambrai kehrten sie wieder nach Paris zurück und reisten dann für 3 Wochen nach Lyon, wo die Mozarts einer Hinrichtung durch Erhängen beiwohnten. Hierauf ging es über Genf, Lausanne und Bern nach Zürich, dann nach Winterthur und Schaffhausen; über Donaueschingen, Ulm, Dillingen, Biberbach weiter nach Augsburg (wo einen Monat später Leopolds Mutter Anna Maria, geb. Sulzer verstarb). Ende November kamen sie wieder in Salzburg an. Die ca. dreieinhalb Jahre dauernde Reise kostete etwa 20 000 Gulden, Leopold bringt allerdings wertvolle Geschenke mit sowie Gegenstände, die er in Salzburg verkaufen konnte.

1767

Am 12. März wurde der von Mozart komponierte 1. Teil des Oratoriums "Die Schuldigkeit des ersten Gebotes" (KV 35) im Rittersaal der Salzburger Residenz aufgeführt; den 2. Teil komponierte Michael Haydn, den 3. Anton Kajetan Adlgasser; Ausführende waren die beiden späteren Gattinnen Haydns und Adlgassers. Am Karfreitag wurde eine Passionskantate Mozarts aufgeführt, die angeblich auf Anordnung des Erzbischofs innerhalb einer Woche in Klausur entstanden ist. über Vöcklabruck, Lambach, Linz, Strengberg, Melk, St. Pölten und Purkersdorf fuhren die Mozarts nach Wien. Auf den Tod der Erzherzogin Josepha, die 16j. als Braut des Königs Ferdinand IV. von Neapel verstorben ist, komponierte Mozart ein (unvollendet gebliebenes) Duett für zwei Soprane (KV 43 a). Leopold Mozart reiste mit seiner Familie aus Wien ab, um der Blattern-Epidemie zu entgehen (drei Kinder seines Vermieters waren bereits erkrankt). Sie reisten über Brünn nach Olmütz, wo Wolfgang bereits erste Anzeichen einer Blattern-Erkrankung hatte. Nachdem Wolfgang sie gut überstanden hatte, erkrankte auch Nannerl.

1768

Die Mozarts reisten wieder nach Wien. Besuch bei Maria Theresia und Kaiser Joseh II. Mozart wurde von ihm gefragt, "ob er lust hätte eine opera zu componieren, und selbe zu dirigieren?" - es entstand die Opera buffa "La Finta semplice? (KV 51/46a) auf einen von Marco Coltellini bearbeiteten Text Carlo Goldonis. Im Herbst wurde das Singspiel "Bastien und Bastienne" (KV 50/46b) auf einen Text von Friedrich Wilhelm Weiskern in der Wiener Vorstadt Landstraße aufgeführt und im Dezember die sogenannte "Waisenhausmesse" (möglicherweise KV 139/47a) zur Einweihung der noch unvollendeten Kirche am Rennweg in der Gegenwart der Kaiserin und des Erzbischofs Christoph Bartholomäus Anton Graf Migazzi. Im Dezember Abreise von Wien.

1769

Anfang Jänner waren die Mozarts wieder in Salzburg. "La Finta Semplice" wurde in der Salzburger Residenz erstaufgeführt. Erzbischof Siegmund ernannte Wolfgang im November zum unbesoldeten 3. Konzertmeister der Hofkapelle und gab Leopold für die bevorstehende Italien-Reise 120 Dukaten. Leopold reiste mit seinem Sohn im Dezember über Lofer, Wörgl Schwaz und Innsbruck ab; weiter über Sterzing, Brixen, Bozen, Neumarkt nach Trient - Ende Dezember kamen sie in Verona an.

Johann Adolph Hasse an Giovanni Maria Ortes, Venedig, 30. Sept.: "Ich habe hier die Bekanntschaft eines gewissen Herrn Mozard gemacht ... Er hat eine Tochter und einen Sohn ... der Knabe, der höchstens zwölf oder dreizehn Jahre zählen dürfte, ist bereits Komponist und Kapellmeister. Ich habe die Kompositionen gesehen, die von ihm stammen sollen. Sie sind in der Tat nicht schlecht, und ich habe darin nichts von einem zwölfjährigen Knaben bemerkt. Ich wage nicht zu zweifeln, daß sie von ihm sind, da ich ihn auf mannigfache Weise auf dem Klavier geprüft habe. Er hat mich Dinge hören lassen, die in diesem Alter etwas Unbegreifliches darstellen und die auch für einen ausgebildeten Mann bewundernswert sein könnten. ... seine Kinder sind gut erzogen. Der Knabe ist außerdem hübsch, lebhaft und anmutig und hat ausgezeichnetes Benehmen; man kann nicht umhin, ihn liebzugewinnen, wenn man ihn kennt."

1770

Weiterreise von Verona, wo Mozart einige Konzerte gab, nach Mantua, dann Cremona und Mailand, wo er die Scrittura für die Karneval-Stagione 1770/71 im Teatro Regio Ducal erhielt. Er schrieb zwei lat. Motetten für zwei junge Kastraten (15- und 16jährig). Abreise von Mailand über Lodi, wo er sein erstes Streichquartett (G-Dur KV 80/73f) komponierte, Piacenca, Parma, Modena nach Bologna, wo er u.a. den Kastraten Carlo Broschi, gen. Farinelli, besuchte. In Florenz spielte Mozart u.a. in der Villa Poggio Imperiale, der Sommerresidenz des Großherzogs. Der Hofmusik-Intendant Eugenio Marquis de Ligniville Fürst von Canca, "der stärkste Contrapunctist in ganz Italien", legte Mozart "die schwersten Fugen" vor und gibt ihm "die schwersten Themata" auf, "die der Wolfg: wie man ein Stück brod isst, weggespielt und ausgeführt". Im April Ankunft in Rom. Am Ostersonntag anwesend beim von Papst Clemens XIV. zelebrierten Pontifikalamt im Petersdom. Im Mai in Capua, Neapel, Portici, dann über Neapel wieder nach Rom. Der Kardinalstaatssekretär Pallavicini übergab Mozart die Insignien des ihm vom Papst Clemens XIV. verliehenen Ordens vom Goldenen Sporn, das goldene Kreuz am roten Band, den Degen und die Sporen; später auch Audienz beim Papst. über Civitˆ Castellana (wo er im Dom auf der Orgel spielte), Terni, Spoleto, Foligno, Loreto, Ancona, Pesaro, Rimini, Forli, Imola nach Bologna, wo er das von Vittorio Amedeo Cigna-Santi verfaßte Textbuch zu "Mitridate, Rè di Ponto" erhielt. Im Dezember erste Aufführung der Oper "Mitridate" (KV 87/74a) im Teratro Regio Ducal, das mit 3 Balletten 6 Stunden dauerte. Mozart dirigierte die drei ersten Aufführungen vom 1. Cembalo aus.

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