1781

Ende Jänner war die Erstaufführung der Oper "Idomeneo", Text von Abbate Giambattista Varesco, im neuen kurfürstlichen Opernhaus, dem späteren Residentheater, in München. Der Erzbischof Colleredo zitierte Mozart am 12. März nach Wien, wo es im Zuge verschiedener Meinungsverschiedenheiten schließlich im Mai zum Bruch kam: "Ich bin noch ganz voll der Galle! ... Ich bin nicht mehr so unglücklich in Salzburgischen diensten zu seyn ... ich hasse den Erzbischof bis zur raserey." Er mußte sein Quartier verlassen und zog zur Familie Weber am Petersplatz. Von Graf Arco erbat Mozart ebenfalls den Rücktritt, den er erst nach der 2. Unterredung mit einem Fußtritt erhielt. Vom Theaterdichter Gottlieb Stephanie d. J. bekam er im Juli ein Libretto: "Das Buch ist ganz gut. Das Sujet ist türkisch und heist; Bellmont und konstanze. Oder die verführung aus dem Serail." Drei Wochen später war der erste Akt fertig komponiert und übersiedelte zu der Zeit auf den Graben (und blieb dadurch in der Nähe der Familie Weber). Im Dezember teilte er seinem Vater mit, eine Weber-Tochter ehelichen zu wollen: Constanze. Eine Woche später berichtete er ihm, daß er mit Kaiser Joseph II. vertraulich gesprochen hätte - auch von seiner bevorstehenden Heirat.

1782

Mozart suchte nach einem fixen Engagement, um die existentielle Grundlage für eine Ehe zu schaffen. Im April war er sonntags zu Mittag immer bei Gottfried van Swieten, "und da wird nichts gespiellt als Händl und Bach". Im Juli die erste Aufführung der "Entführung", Text von Gottlieb Stephanie d. J., im Burgtheater. Das Werk ist auch außerhalb Wiens der größte Bühnenerfolg Mozarts zu seinen Lebzeiten. An seinen Vater schrieb er in diesem Monat "ich muß sie bitten, um alles in der Welt bitten; geben sie mir die Einwilligung daß ich Meine liebe Konstanze heyrathen kann." Constanzes Vormund suchte beim Obersthofschallamt um den Heiratskonsens an. Im August heiratete Mozart im Wiener Stephansdom. Leopolds Einwilligung langte erst nach der Eheschließung ein. Auf Verlangen Glucks wurde im August die "Entführung" wiederholt. Mozart speiste bei Gluck in dessen Wohnung am Michaelerplatz. Siegmund Haffner d. J. wurde in Salzburg mit "von Innenbach" nobilitiert; zur Feier komponierte Mozart die sog. Haffner-Sinfonie (D-Dur KV 385). Mozart beabsichtigte, im Frühling 1783 wieder nach Paris zu gehen und schrieb dementsprechend an Leopold: "will mich Teütschland, mein geliebtes vatterland, worauf ich ... Stolz bin, nicht aufnehmen, so muß im gottes Nammen frankreich oder England wieder um einen geschickten Teutschen Mehr reich werden; - und das zur schande der teutschen Nation." Ende Dezember vollendete er das erste (KV 387) der später Joseph Haydn gewidmeten Streichquartette.

1783

Anfang des Jahres begegnete Mozart erstmals Lorenzo Da Ponte im Hause des Baron Wetzlar von Plankenstern. Anfang Mai erste Gespräche mit ihm über ein künftiges Libretto; über das Wort-Ton-Verhältnis äußerte sich Mozart: "Die Musique ist ... die Haubtsache bey jeder opera." Am 17. Juni wurde sein erstes Kind geboren: Raimund Leopold. Juli - Ende November reiste er mit Constanze (ohne den Neugeborenen) nach Salzburg. Als sie zurückkehrten, erfuhren sie vom Tod des Kindes. Im Salzburger Stift St. Peter wurde am 26. Oktober die c-moll-Messe (KV 427/417a) unter Mitwirkung der ganzen Hofmusik aufgeführt; Constanze sang eine der beiden Sopran-Partien. Im Dezember spielte Mozart auf der Akademie der Tonkünstler-Societät im Burgtheater ein Klavier-Konzert.

1784

Für seine Klavierschülerin Barbara von Ployer komponierte Mozart im Februar das Klavier-Konzert Es-Dur (KV 449): "der ganze vormittag geht mit Lectionen herum, folglich bleibt mir nichts als der abend, zu meiner lieben arbeit - zur komposizion.". Am 1. April war Mozarts erste Akademie im Burgtheater, in der zwei seiner Symphonien (KV 425, 385), zwei Klavierkonzerte (KV 450, 451) und ein Klavier-Quintett (KV 452) aufgeführt wurden. In Gegenwart des Kaisers Joseph II. spielte er mit der Geigerin Regina Strinasacchi die für sie komponierte Violon-Klaviersonate B-Dur KV 454 ohne vorherige Probe und mit einem nur fragmentarisch aufgezeichneten Klavierpart. Im August heiratete Mozarts Schwester Nannerl Johann Baptist von Berchtold zu Sonnenburg. Am 21. September wurde Mozarts zweites Kind Karl Thomas geboren. Er beendete in diesem Monat das der blinden Pianistin Maria Theresia Paradies gewidmete Klavierkonzert B-Dur (KV 456). Im November wurde in Salzburg die "Entführung" "mit dem größten Applaus ziemlich gut aufgeführt und 3 Stück repitiert"; der Erzbischof Colloredo äußerte sich: "es wäre wirklich nicht übl". Am 14. Dezember wurde Mozart in die Loge "Zur Wohltätigkeit" im 1. Grad (als Lehrling) aufgenommen; am 24. Dezember als besuchender Bruder in der Loge "Zur wahren Eintracht".

1785

Am 7. Jänner wurde Mozart auf Ersuchen seiner Loge "Zur Wohltätigkeit" durch die Loge "Zur wahren Eintracht" in den 2. Grad (zum Gesellen) befördert. Am 14. u. 28. Jänner besuchte er diese Loge. Am 15. Jänner wurden in Mozarts Wohnung in Gegenwart Joseph Haydns drei (KV 387, 421/417b, 428/421b) der später diesem gewidmeten Streichquartette aufgeführt. Haydn wurde im Februar in die Loge "Zur wahren Eintracht" aufgenommen. Seit Februar weilte Leopold in Wien. Im April fand Leopolds Aufnahme in die Loge "Zur Wohltätigkeit" statt, er wurde noch im selben Monat in den 2. und 3. Grad (zum Meister) befördert. Bei der Beförderung in den zweiten Grad wurde wahrscheinlich Mozarts Maurer-Gesellenlied (KV 468), das Ende März geschrieben worden ist, aufgeführt. Während der Feier in der Loge "Zur wahren Eintracht" wurde zu Ehren des Stuhlmeisters der Loge, Ignaz von Born, wurde in Anwesenheit Leopolds und Wolfgangs die Kantate "Die Maurerfreude" (KV 471) zum besten gegeben. Am 8. Juni vertonte Mozart sein einziges Goethe-Lied: "Das Veilchen" (KV 476). Im Oktober arbeitete Mozart bereits "Hals über Kopf" an "Le Nozze di Figaro". Im November wurde in der Loge "Zu gekrönten Hoffnung" für eine Trauerfeier Mozarts "Maurische Trauermusik" (KV 477/479a) aufgeführt.

Kaiser Joseph II. an Johann Anton Graf Pergen, 31. Jänner: "Ich vernehme, daß die bekannte Komedie le Mariage de Figaro in einer deutschen übersetzung für das Kärntnerthortheater angetragen seyn solle; da nun dieses Stück viel Anstößiges enthält; so verstehe Ich mich, daß der Censor solches entweder ganz verwerfen, oder doch solche Veränderungen darin veranlassen werde, daß er für die Vorstellung dieser Piece und den Eindruck, den sie machen dürfte, haften werde können."

1786

Im Jänner begann Mozart mit der Komposition der Komödie mit Musik "Der Schauspieldirektor" (Text von Gottlieb Stephanie d. J.), die zwei Wochen später beendet ist und am 7. Februar mit Joseph und Alosia Lange als Ausführenden - gemeinsam mit Antonio Salieris Opera buffa "Prima la musica e poi le parole" - in Schönbrunn zu Ehren der Generalgouverneure der österreichischen Niederlande, des Herzogs Albert von Sachsen-Teschen und seiner Gemahlin, der Erzherzogin Maria Christine, aufgeführt wird. Am 20. April beendete Mozart seinen "Figaro" (Text von Lorenzo Da Ponte), der am 1. Mai im Burgtheater uraufgeführt wurde. Am 18. Oktober wurde Mozarts drittes Kind Johann Thomas Leopold geboren, verstarb aber bereits einen Monat später.

Aus Karl Ditters von Ditterdorfs "Lebensbeschreibung" von 1786: "[Mozart] ist unstreitig eins der größten Originalgenies, und ich habe bisher noch keinen Komponisten gekannt, der so einen erstaunlichen Reichtum von Gedanken besitzt. Ich wünschte, er wäre nicht so verschwenderisch damit. Er läßt den Zuhörer nicht zu Atem kommen; denn kaum will man einem schönen Gedanken nachsinnen, so steht schon wieder ein anderer herrlicher da, der den vorigen verdrängt, und das geht immer in einem fort, so daß man am Ende keine dieser Schönheiten im Gedächtnis aufbewahren kann."

1787

Im Jänner reiste Mozart mit Constanze nach Prag, wo er einen "Figaro"-Taumel erleben konnte: "hier wird von nichts gesprochen als vom - figaro; nichts gespielt, geblasen, gesungen und gepfiffen als figaro; keine Opera besucht als - figaro und Ewig figaro". Ehe er im Februar wieder nach Wien reiste, unterschrieb er einen Kontrakt mit dem Theaterunternehmer Pasquale Bondini über die Komposition einer Oper für die nächste Prager Saison. Mozart lernte Englisch für eine geplante London-Reise (zur selben Zeit Verhandlungen Joseph Haydns mit William Cramer über eine England-Reise). Am 4. April schrieb Mozart an seinen Vater:

"da der Tod /: genau zu nemmen :/ der wahre Endzweck unsers lebens ist, so habe ich mich seit ein Paar Jahren mit diesem wahren, besten freunde des Menschen so bekannt gemacht, daß das Bild nicht allein nichts schreckendes mehr für mich hat, sondern recht viel beruhigendes und tröstendes! ... ich lege mich nie zu bette ohne zu bedenken, daß ich vielleicht /: so Jung als ich bin :/ den andern Tag nicht mehr seyn werde."

Zu dieser Zeit kam der 16j. Beethoven aus Bonn nach Wien, um bei Mozart zu lernen, mußte aber wegen einer Erkrankung der Mutter vorzeitig abreisen. Am 28. Mai verstarb Leopold Mozart. Am 14. Juni entstand "Ein musikalischer Spaß" (KV 522), und am 10. August vollendete er die "kleine NachtMusick" (KV 525). Am 1. Oktober ging es wieder mit Constanze nach Prag, wohin auch Mozarts Librettist Da Ponte kam. Am 14. Oktober dirigierte Mozart zu Ehren der Vermählung der Erzherzogin Maria Theresia mit dem Prinzen Anton Clemens von Sachsen den "Figaro"; ursprünglich war "Don Giovanni" (KV 527) für diesen Tag geplant, der allerdings erst am 29. Oktober erstaufgeführt werden konnte. Bei der Aufführung war wahrscheinlich auch Giacomo Casanova anwesend. Im November reisten die Mozarts wieder nach Wien zurück. Am 7. Dezember wurde er zum k. k. Kammer-Kompositeur mit einem Jahresgehalt von 800 Gulden ernannt. Am 27. Dezember wurde Mozarts 4. Kind Theresia geboren (das am 29. Juni 1788 verstarb).

Joseph Haydn an den Oberverpflegs-Verwalter Franz Rott in Prag, Dez. (?): "Sie verlangen eine Opera buffa von mir, recht herzlich gern, wenn Sie Lust haben, von meiner Singkomposition etwas für sich allein zu besitzen. Aber um sie auf dem Theater zu Prag aufzuführen, kann ich Ihnen dießfalls nicht dienen, weil alle meine Opern zu viel auf unser Personale [zu Eszterh‡za in Ungarn] gebunden sind, und außerdem nie die Wirkung hervorbringen würden, die ich nach der Lokalität berechnet habe. Ganz was anders wäre es, wenn ich das unschätzbare Glück hätte, ein ganz neues Buch für das dasige Theater zu komponieren. Aber auch da hätte ich noch viel zu wagen, indem der große Mozart schwerlich jemanden andern zur Seite haben kann. Denn könntÕ ich jedem Musikfreunde, besonders aber den Großen, die unnachahmlichen Arbeiten Mozarts, so tief und mit einem solchen musikalischen Verstande, mit einer so großen Empfindung in die Seele prägen, als ich sie begreife und empfinde; so würden die Nationen wetteifern, ein solches Kleinod in ihren Ringmauern zu besitzen. Prag soll den theuern Mann fest halten - aber auch belohnen; denn ohne dieses ist die Geschichte großer Genien traurig, und giebt der Nachwelt wenig Aufmunterung zum fernern Bestreben, weßwegen leider so viel hoffnungsvolle Geister darnieder liegen. Mich zürnet es, daß dieser einzige Mozart noch nicht bey einem kaiserlichen oder königlichen Hofe engagirt ist1 Verzeihen Sie, wenn ich aus dem Geleise komme, ich habe den Mann zu lieb."

1788

Im Februar vollendete Mozart das Klavierkonzert D-Dur KV 537 (sog. Krönungskonzert), das er am 15. Oktober 1790 in Frankfurt während der Krönungsfeierlichkeiten für Leopold II. spielte. Am 7. Mai fand im k. k. National-Hof-Theater in Wien die erste Aufführung des "Don Giovanni" statt; Aloisia Lange sang die Donna Anna. Die Oper wurde zu Mozarts Lebzeiten nur in diesem Jahr aufgeführt (15 mal). Am 26. Juni beendete Mozart die Symphonie Es-Dur KV 543, die erste der drei letzten großen Symphonien, am 25. Juli die in g-moll KV 550 und am 10. August die in C-Dur KV 551 ("Jupiter-Symphonie").

Kaiser Joseph II. an Franz Xaver Wolf Graf Rosenberg über "Don Giovanni", Semlin, 16. Mai: "Die Musik von Mozart ist viel zu schwierig für den Gesang."

1789

Im April reiste Mozart über Znaim, Mährisch-Budwitz, Iglau erst nach Prag, dann weiter nach Dresden. Er konzertierte bei Hofe vor dem Kurfürsten Friedrich August III. von Sachsen und seiner Gemahlin Amalie u. a. mit dem Klavierkonzert D-Dur KV 537, wofür er am nächsten Tag "eine recht schene Dose" mit 100 Dukaten erhielt (was er Constanze verschwieg). Weiterreise nach Leipzig, wo er auf der Orgel der Thomaskirche improvisierte. Am 12. Mai konzertierte Mozart im Leipziger Gewandhaus u.a. mit den Klavierkonzerten in B (KV 456) und C (KV 503). Eine Woche später kam er in Berlin an, wo am nächsten Tag seine "Entführung" im Königlichen Nationaltheater am Gendarmenmarkt aufgeführt wurde. Mozart besuchte auch ein Konzert seines neunjährigen Schülers Johann Nepomuk Hummels im "Corsikaschen Koncertsaale" in Berlin. Mozart erhielt von König Friedrich Wilhelm II. den Auftrag für sechs Streichquartette, von denen er drei komponierte (KV 575, 589 und 590). Ende Mai reiste er über Dresden und Prag wieder nach Wien zurück. Im Juli erkrankte Constanze schwer, wodurch erhebliche Kosten entstanden, die eine Reihe von (vergeblichen) finanziellen Unterstützungsansuchen zur Folge hatten. Am 29. August wurde im Burgtheater unter Joseph Weigl "Figaro" aufgeführt - mit zwei neuen Nummern für Adriana Ferrarese del Bene als Susanna (KV 577 u. KV 579). Am 29. September komponierte Mozart für den Klarinettisten Anton Stadler das Klarinetten-Quintett A-Dur KV 581. Am 16. November wurde Mozarts 5. Kind geboren, das eine Stunde später verstarb. Zu Silvester fand bei Mozart eine "kleine Opern-Probe" zu "Cos“ fan tutte" statt, zu der Joseph Haydn und Michael Puchberg, der Freund und Haupt-Gläubige Mozarts, eingeladen waren.

1790

Am 26. Jänner fand die Erstaufführung von "Cos“ fan tutte" im Burgtheater statt (Libretto wieder von Da Ponte) - mit 9 Wiederholungen im selben Jahr. Mozart geriet in immer größer werdende finanzielle Bedrängnis, aus der ihm Puchberg immer wieder heraushalf. Am 11. September wurde im Freihaus-Theater Emmanuel Schikaneders Oper "Der Stein der Weisen oder Die Zauberinsel" mit einem Duett von Mozart (KV 625/592a) aufgeführt. Am 23. September reiste Mozart zur Krönung Leopolds II. nach Frankfurt/Main über Linz, Regensburg, Nürnberg ("eine häßliche Stadt"), Würzburg ("eine schöne prächtige Stadt") und Aschaffenburg. Statt der zu Ehren Mozarts geplanten Aufführung des "Don Giovanni" führte die Mainzer Theatergesellschaft in Frankfurt am 5. Oktober Dittersdorfs "Die Liebe im Narrenhause" auf. Am 12. Oktober wurde die "Entführung" durch Johann Böhm in Frankfurt zur Aufführung gebracht. Kurze Reise nach Mainz und Mannheim. Der Londoner Manager Rober May OÕReilly forderte Mozart auf, nach London zu kommen und dort von Ende Dezember 1790 bis Ende Juni 1791 zwei Opern zu komponieren (Mozarts Antwort ist unbekannt). Zwischenstops in Augsburg und München. Am 14. Dezember gab es ein Abschiedsmahl für Joseph Haydn in Wien vor seiner Abreise nach London, bei dem der Londoner Konzertunternehmer Johann Peter Salomon auch Mozart ein Angebot für eine England-Reise gemacht haben soll.

Aus der "Musikalischen Real-Zeitung", Speyer, 6. Jänner: "Die Lieder sind folgende: Ein Veilchen auf der Wiese stand und das Trennungslied: die Engel Gottes weinen: Beide sind ganz ausgeführt, mit Einsicht, Geschmak und feiner Empfindung ausgeführt. Unter der Menge von Kompositionen, wo mit das erste Lied schon beehrt und entehrt wurde, ist Rec. ausser der Komposition des seel. Kapellmeisters Schweizers keine bekannt, die dieser an die Seite gesezt werden könnte. Sehr überraschend und vorzüglich schön ist die Behandlung des Textes am Schluß, da Herr M. am Ende der dritten Strophe die Worte noch einmal wiederholt:

Das arme Veilchen! Es war ein herzigs Veilchen Und dann mit denselben schließt. Möchten doch solche Lieder als Muster eines guten Gesanges und einer reinen Harmonie von vielen angehenden Liederkomponisten studirt werden."

1791

Im Mai begann Mozart mit der Komposition an der "Zauberflöte" nach dem Text von Emmanuel Schikaneder. Constanze war immer wieder in Baden bei Wien zur Kur, wo sie Mozart besuchte. Am 7. Juli schrieb er an Constanze: "es freuet mich auch meine Arbeit nicht ... gehe ich ans Klavier und singe etwas aus der Oper, so muß ich gleich aufhören - es macht mir zu viel Empfindung -" In der Stadtpfarrkirche in Baden wurde Mozarts Missa brevis in B-Dur KV 275/272b und ein Graduale von Michael Haydn aufgeführt. Mitte Juli holte Mozart Frau und Kind von Baden zurück. Am 26. Juli wurde sein 6. Kind Franz Xaver Wolfgang geboren (der am 29. Juli 1844 in Karlsbad starb). Zu dieser Zeit bestellte Franz Graf Walsegg-Stuppach anonym über einen Mittelsmann ein Requiem für dessen am 14. Februar 1791 verstorbene Frau Anna, das er als eigenes Werk auszugeben gedachte. Ende August reiste Mozart mit Constanze und Franz Xaver Süßmayr zur Krönung Leopolds II. zum König von Böhmen nach Prag. Am 2. September wurde dort (wahrscheinlich unter Mozarts Leitung) "Don Giovanni" gespielt. Der 14j. Heinrich von Kleist soll dieser Aufführung beigewohnt haben. Am 5. September beendete Mozart die Komposition der Oper "La Clemenza di Tito" (KV 621), deren erste Aufführung am 6. September im Prager Nationaltheater unter Mozart in Gegenwart des Kaisers und von dessen Gemahlin stattfand. Mozart besuchte auch wie schon mehrmals zuvor die Prager Loge "Zur Wahrheit und Einigkeit", wo seine Kantate "Die Maurerfreude" (KV 471) aufgeführt wurde. Am 28. September beendete er die "Zauberflöten"-Partitur, zwei Tage später fand die Erstaufführung im Freihaus-Theater statt. Mozart dirigiere vom Flügel aus; Süßmayr blätterte um und Mozarts Schwägerin Josepha Hofer sang die "Königin der Nacht", die 17jährige Anna Gottlieb die Pamina. Am selben Tag wurde in Prag "La Clemenza di Tito" nach dem Bericht Anton Stadlers "mit ausserordentlichem beifall" aufgeführt. Am 18. November dirigierte Mozart zur Einweihung des neuen "Tempels" der Loge "Zur neugekrönten Hoffnung" die "Kleine Freimaurer-Kantate" (KV 623), sein letztes vollendetes Werk. Zwei Tage später legte er sich erkrankt zu Bett. Anfang Dezember bot ihm ein Teil des ungarischen Adels eine jährliche Ehrengabe von 1000 Gulden an; aus Amsterdam erhielt er noch ein höheres Angebot. Am 4. Dezember fand eine Art Probe des noch unvollendeten Requiems statt, bei der Mozart den Alt-Part sang. Am 5. Dezember 5 Minuten vor 1 Uhr nachts starb Mozart - wahrscheinlich an einer Nierenkrankheit. Der Leichnam wurde in der Kruzifix-Kapelle des Stephansdoms eingesegnet, durch das Stubentor auf den St. Marxer Friedhof gefahren und in einem Reihengrab beigesetzt. Das Grab ist unbekannt geblieben.

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