Arie (Musik), Sologesang mit Instrumentalbegleitung, im Allgemeinen Teil einer Oper, eines Oratoriums oder einer Kantate. Die Arie stellt einen lyrischen Einschnitt innerhalb der dramatischen Handlung dar. Oftmals ist sie außerdem ein Stück mit hohen technischen Anforderungen, in dem der Sänger oder die Sängerin sein/ihr Können unter Beweis stellt.
Das Wort aria stammt ursprünglich aus Italien, wo im späten 16. Jahrhundert kurze liedartige Solostücke in Strophenform entstanden. Komponisten des frühen 17. Jahrhunderts entwickelten den so genannten Liedbass oder Strophenbass, bei dem auf der Grundlage eines basso ostinato, einer gleich bleibenden, sich ständig wiederholenden Basslinie die Melodie in der Oberstimme variiert wird. In der italienischen Oper wurde der Strophenbass den einfacheren Nebenrollen zugewiesen, während sich die Arien der Hauptpersonen zu immer stilisierteren Kunstformen weiterentwickelten. Durch Claudio Monteverdi und Henry Purcell wurde der Übergang vom Strophenbass zur virtuosen Arie mit der Einführung des Arioso eingeleitet.
Um 1650 entstand die neue Arienform der Da-Capo-Arie, die in der italienischen Opernmusik bis 1750 Gültigkeit hatte. Die Struktur der Da-Capo-Arie (italienisch da capo: von Anfang) ist dreiteilig (ABA), wobei die Wiederholung des A-Teils lediglich mit der Anweisung da capo nach dem Teil B angezeigt ist. Je nach Instrumentalbegleitung gab es auch die Cembaloarie, die Trompetenarie und die Orchesterarie. Der italienische Opernkomponist Alessandro Scarlatti förderte die nahezu universale Verwendung der Da-Capo-Arie. Später machte Georg Friedrich Händel in seinen Opern und Oratorien starken Gebrauch von ihr, wie auch sein Zeitgenosse Johann Sebastian Bach in seinen Oratorien und Kantaten.
Im späten 18. Jahrhundert reformierten Komponisten wie Christoph Willibald Gluck und Wolfgang Amadeus Mozart die traditionelle Operndramaturgie und passten den starren Ablauf der Da-Capo-Arie der dramatischen Struktur auf der Bühne an. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich eine Vielzahl von Arienformen. Im Musikdrama Richard Wagners und im Spätwerk Giuseppe Verdis ist die Trennung von Rezitativ und Arie weitgehend aufgehoben.