Die Bäsle-Briefe

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Wolfgang Amadeus Mozart besucht gerne seinen Onkel bzw. Oheim Franz Aloys, den Bruder seines Vaters Leopold, in Augsburg. Er findet dessen Tochter äußerst unterhaltsam. Die intime Freundschaft zwischen Mozart und seiner Cousine, Maria Anna Thekla Mozart beginnt mit dem Aufenthalt in Augsburg im Oktober 1777. Mozart nennt sie liebevoll Bäsle.

Bereits im September 1777 bricht Wolfgang Amadeus Mozart gemeinsam mit seiner Mutter von Salzburg auf, um sich nach einer neuen Anstellung an einem Fürstenhof umzusehen. Maria Anna ist gerade 19 Jahre alt, zwei Jahre jünger als Mozart. Er beschreibt sie in seinen Briefen als „schön, vernünftig, lieb, geschickt und lustig“ und meint, dass es schon„brav unter die Leute kam“. Er schreibt weiter, dass er gerne mit ihr zusammen sei, dass sie ein bisschen schlimm ist und sie deshalb köstlichst die Leute foppen könnten . . .

Niemand weiß, was wirklich zwischen den beiden geschah. Das Bäsle blickte in jedem Fall zu Mozart empor, während er wie ein Clown um sie herum tanzt. Als Mozart Augsburg verlässt, treten Mozart und seine Cousine Maria Anna in einen regen Briefkontakt, der der Nachwelt in den berühmten Bäsle-Briefen erhalten blieb. Die Bäsle-Briefe sind in ihrer Art wohl einmalig. Mozart zeigt hier auch in der Wortspielerei große Begabung. So gibt er sich während des Schreibens dem bloßen Wortfluss hin und wächst über das Begriffliche weit hinaus. Wie in einem Rausch fallen die Hemmnisse der Konvention und manchmal auch die des guten Geschmacks.

Beim Lesen mancher Briefe entsteht der Eindruck eines Vorstellungablaufes, in der der übliche Fäkalscherz nicht fehlen darf.

Anzunehmen ist, dass Mozart den Horizont seiner Bäsle weit überflügelte. Und doch war Maria Anna dem jungen Mozart in Augenblick tiefer Niedergeschlagenheit eine Freundin, die Mozart einiges bedeutet haben muss. Vielleicht war sie auch Mozart`s Lustobjekt der Wirklichkeit, besonders in der Zeit, als Mozart Aloisa Weber tiefst verehrte, die er nie erreichen konnte.

Nach der Hochzeit mit Constanze Weber im August 1782 endet der Briefkontakt.

Die Bäsle-Briefe spiegeln Erinnerungen an gemeinsame Vergnügen wieder. Von all den Schwierigkeiten und dem Kummer, den Mozart durchleben muss, scheint nichts auf. Mozart findet nämlich keine neue Anstellung. Seine Mutter stirbt in Paris an Typhus 1781 und Mozart muss nach Salzburg zurückkehren.

1784 bringt Maria Anna Thekla eine uneheliche Tochter zur Welt. 1814 zieht sie nach Bayreuth zu ihrer Tochter und stirbt dort 1841. Ihre Briefe sind nicht erhalten.

Noch lange Zeit nachher wird die derbe Sprache der Briefe kritisiert. 1914 werden in der ersten kritischen Gesamausgabe der Briefe die anstößigen Stellen sogar eliminiert.


KategorieKlassik

Bäsle Briefe (zuletzt geändert am 2007-11-01 17:25:41 durch localhost)